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Newsletter 01/2010

Shigoto (Arbeit)

Shigoto (Arbeit)

Die japanische Arbeitseinstellung

Immer wieder sind die Einstellung der Japaner zur Arbeit und zum Urlaub Anlass zu ungläubigem Staunen aus westlicher Sicht. Zum Teil sind diese Fakten zu Mythen geworden, die heute nicht mehr so sind wie vielleicht noch zur Zeit der japanischen Bubble-Economy. Unser Bild ist, dass Japaner täglich endlos lang arbeiten und keinen Urlaub haben. Häufig stimmt das, aber es hat sich auch viel geändert. Gewerkschaften, Firmen und Regierungsstellen versuchen, die Situation zugunsten einer Work-Life-Balance zu verbessern. Ganz aktuell wurde eine Kampagne des Wirtschaftsverbands Keidanren gestartet, der seine 1.600 Mitgliedsunternehmen dazu aufruft, mehr Freizeit für die Familien zu schaffen. Allerdings nutzen viele Japaner diese Zeit gerne für ein geselliges Ausgehen mit ihren Kollegen, statt sich Zeit für die Familie zu nehmen.

Im Zusammenhang mit Karooshi-Fällen (Tod durch Überarbeitung) mussten viele Firmen umdenken und achten heute mehr darauf, dass sich ihre Angestellten nicht überarbeiten. Beim Urlaubnehmen halten sich Japaner weiterhin stark zurück. Obwohl im Durchschnitt 20 Urlaubstage zur Verfügung stehen, werden nur 8,6 Tage tatsächlich genommen. Noch immer werden an Krankheitstagen zunächst Urlaubstage genommen. Hierfür spart man sich Urlaub auf, was die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall erheblich verlängern kann.

Es stellt sich die Frage, warum diese kulturellen Standards weiter Bestand haben. Heute finden auch viele Japaner die Arbeits- und Urlaubszeiten nicht mehr zeitgemäß. Tatsache ist aber, dass sich derjenige Angestellte, der in seiner Firma aufsteigen möchte, an die Gepflogenheiten anpassen muss. Dies bedeutet zum Beispiel, dass man nicht vor seinem Vorgesetzten nach Hause geht, seine Kollegen nach Kräften unterstützt und ihnen eben auch keine Urlaubsvertretung zumutet. Man ist aber auch durchaus stolz darauf, den Belastungen standzuhalten und dadurch den japanischen Geist zu leben. Diesen Verhaltensweisen liegt der Kollektivismusgedanke zu Grunde. In der japanischen Arbeitsethik ist derjenige ein guter Mitarbeiter, der für die anderen einsteht und die Gruppe unterstützt. Es kommt hierbei nicht auf ein effektives Arbeiten in unserem westlichen Sinn an, sondern darauf, verfügbar für die Kollegen und Vorgesetzten zu sein. Individualistische Gedanken werden nicht gefördert. Dies geht so weit, dass man Japanern, die im Ausland gelebt haben, nicht mehr zutraut, sich in die Gruppe einzufügen und diese deshalb nicht gerne einstellt. Japaner, die individualistischer agieren und sich diesem Gruppenzwang nicht unterwerfen wollen, suchen häufig Stellen bei ausländischen Unternehmen, oder arbeiten als "Freeter" (Freetimer) in Jobs, die keine längere Ausbildung benötigen.